Hier wurde deutlich, dass wesentlich mehr Menschen in Familie und nächstem Umfeld vom Thema Demenz betroffen sind, als bisweilen allgemein angenommen wird.
Enger: 1. Internationale Demenztagung in Enger
Herausforderung Demenz – Für eine neue Kultur des Zusammenlebens.
Ein demenzfreundliches Gemeinwesen wird ein Gemeinwesen sein, in dem es sich für alle Menschen gut leben lässt. Wie soll es weitergehen in unserer Stadt? Denn Demenz fragt uns dringlich nach einer Neubesinnung auf unsere sozialen Beziehungen. Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten, selbst und anderen gegenüber offen mit den Veränderungen die eine Demenz mit sich bringt, umzugehen.
Die Kommune hat die Möglichkeit, diese gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vor Ort zu beeinflussen. Ein großer Schwerpunkt liegt in Zukunft in der Entwicklung von neuen Rollen bürgerschaftlichen Engagements und Begegnungsformen von Menschen mit und ohne Demenz.
Dieses Thema aufzugreifen, versuchten in den zurückliegenden Jahren als Kooperationsgemeinschaft die Alzheimer Beratungsstelle Enger, die evangelische und katholische Kirchengemeinde Enger sowie die Stadt Enger mit dem Projekt „Wir sind Nachbarn
– Demenz berührt mit vielen Gesichtern“.
Mit der 1. Internationalen Demenztagung in Enger wollten wir gemeinsam mit den anderen Projektteilnehmern zum einen die bisher gemachten Erfahrungen an interessierte Bürger/innen weitergeben und zum anderen weitere Erkenntnisse und Antworten dazugewinnen.
Von Jan Herrmann, Westfalen Blatt
Würdevolles Altern mit Demenz
Erste internationale Tagung im Gemeindehaus – Besuch von NRW-Minister Guntram Schneider.
In einer immer älter werdenden Gesellschaft nimmt zwangsläufig auch die Krankheit Demenz zu. Wie Menschen in Würde altern und an der Gesellschaft teilhaben können, hat die erste internationale Demenztagung gestern thematisiert. Ehrengast: NRW Minister Guntram Schneider (SPD). Zur Demenztagung im Gemeindehaus erscheint auch NRW-Minister Guntram Schneider. Der SPD-Politiker sagt, dass in Nordrhein-Westfalen 250 000 bis 300 000 Menschen mit Demenz lebten. Wegen des demografischen Wandels ist die Tendenz steigend. Fotos: Jan Herrmann »Das Thema Demenz hat auch mit Angst zu tun«, sagte Pastorin Petra Schmuck. Da die Tagung im evangelischen Gemeindehaus an der Stiftskirche stattfand, begrüßte zunächst Petra Schmuck die Gäste. Auch sie schiebe das Thema lieber von sich weg. Sie sagte aber auch, dass demente Menschen nicht wie kleine Kinder zu behandeln seien. »In diesem Zusammenhang geht es vor allem um ein Leben in Würde«, sagte Petra Schmuck.
Die Tagung mit dem Motto »Aktives Altern – auch mit einer Demenz?« hat der Generationentreff Enger (GTE) unter Leitung von Günter Niermann auf die Beine gestellt. Unterstützung kam von der Alzheimer-Beratungsstelle, der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde sowie vom Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes.
Als prominenten Redner konnte Günter Niermann auch Guntram Schneider, NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales, gewinnen.
Dr. Dirk Heuwinkel beleuchtete die Wohn- und Lebensqualität in Zeiten des demografischen Wandels. Professor Reimer Gronemeyer widmete sich in seinem Vortrag dem Thema »Aktives Altern – auch mit Demenz?«. »Auch der Umgang mit dem Thema Demenz wird über die Qualität unserer Gesellschaft entscheiden«, sagte Guntram Schneider. Die Anzahl und die Wucht der Krankheit werde im Zuge der demografischen Entwicklung weiter zunehmen.
Da diese Gruppe von Menschen größer werde, sei es wichtig, sie an gesellschaftlichen Prozessen teilhaben zu lassen. »Die Landesregierung sieht das Thema Demenz im Kontext der Inklusion«, sagte der SPD-Politiker. Ziel sei es, Minderheiten in die Gesellschaft einzubinden. Demente Menschen sollten so lange wie möglich in ihrer eigenen Wohnung leben können. Das vertraute Umfeld fördere selbstständiges Handeln – und damit auch ein würdevolles Altern.
Für die Arbeit des Generationentreffs hatte der Minister Lob parat. »Was die Teilhabe von Menschen mit Demenz betrifft, ist Enger in NRW an vorderster Stelle«, sagte Schneider.
Er wünsche sich, dass die Verantwortlichen noch stärker den Kontakt zu anderen Kommunen suchten, die in dieser Hinsicht noch nicht so weit seien.
Als stellvertretender Landrat überbrachte Bernd Deppermann Grüße von Landrat Christian Manz. »Das Alter hat viele Gesichter «, sagte Bernd Deppermann. Während es dem Einen vergönnt ist, im hohen Alter noch relativ fit zu sein, würden andere von Krankheiten heimgesucht. »Ein Ja zum Alter bedeutet, die Verletzlichkeit Hochaltriger nicht zu verdrängen «, sagte Bernd Deppermann. Das Thema Demenz bewertete er als eine der großen Herausforderungen für die Zukunft.
Bürgermeister Klaus Rieke fand auch kritische Worte. »Kommunen können das Thema nur regeln, wenn sie auch mit entsprechenden Mitteln ausgestattet sind«, sagte Rieke. Und dennoch: Finanzen seien das Eine, bürgerschaftliches Engagement sei das Andere. »Und da haben wir in Enger eine ganz besondere Entwicklung«, sagte Rieke. Er sei froh, dass es so viele Bürger gebe, die sich einbringen, gerade beim GTE.
Alzheimer Beratungsstelle Enger
Werther Straße 22,
32130 Enger
Telefon: 05224 - 937 563
E-mail: guenter.niermann@web.de