Der Gospelchor in Arnsberg

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Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind zwischen 60 und 90 Jahre alt und sehr engagiert dabei
Die Silberlocken, Bild: Meinschäfer

„Während der Chorprobe fällt das nicht auf“, stellt Ute Balkenohl fest, als sie gefragt wird, wie sie Menschen mit Demenz in ihrem Chor wahrnimmt. Mit etwa 40 Seniorinnen und Senioren probt sie immer donnerstags am Nachmittag Gospelsongs. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind zwischen 60 und 90 Jahre alt und sehr engagiert dabei. Mittlerweile wird der Chor sogar für Auftritte eingeladen und kann damit auf eine erstaunliche Karriere verweisen.
Begonnen hat es im Oktober letzten Jahres mit einem Projekt, das die gelernte Sozialpädagogin im Rahmen einer berufsbegleitenden Weiterbildung an der Fachhochschule Münster entwickelt hat.

Auf Anhieb mehr als 30 Interessierte

Für ihre Qualifizierung zur Musik-Geragogin hatte sich Ute Balkenohl als Thema ihrer praktischen und theoretischen Prüfung den Projektchor ausgesucht. Mit Aushängen beim Bäcker und Plakaten in Seniorenhäusern, Aufrufen in der Lokalpresse und  in bestehenden Netzwerken lockte sie auf Anhieb mehr als 30 Interessierte zur ersten Probe. Die Begeisterung war dann so groß, dass aus der ursprünglich vorgesehenen öffentlichen Probe zum Abschluss der sechswöchigen Projektphase ein echter  Auftritt wurde. „Eigentlich“ verrät Frau Balkenohl nachdenklich, „war gleich nach der ersten Probe erkennbar, dass man so ein Projekt nicht einfach wieder aufhören kann. Das gibt den Menschen einfach so viel und sie blühen so auf. Sie erzählen den Enkeln davon und es ist das Thema der Woche. Auch mir gibt es viel und es macht richtig Spaß, mit älteren Menschen zusammen eine solche Herausforderung anzugehen“.

Das Engagement wird ehrenamtlich weitergeführt

Der Erfolg beflügelt alle Beteiligten so sehr, dass wenige Monate später bereits eine neue Folge von Chorproben gestartet wurde. Mittlerweile haben sich die Rahmenbedingungen ein wenig verändert, da  die Chorleiterin ihr Engagement jetzt ehrenamtlich weiterführt und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lediglich einen kleinen Unkostenbeitrag für Materialkosten und Auslagen beisteuern müssen. Auch der Probenraum kann weiterhin durch Spenden kostenfrei genutzt werden.

Aktive Teilhabe am kulturellen Leben

Angehörige und das vielfältige Umfeld der Mitwirkenden tragen mit ihrer Unterstützung zu diesem rundum gelungenen Beispiel für aktive Teilhabe am kulturellen Leben bei. Wie groß der Anteil an Menschen mit Demenz unter den Sängerinnen und Sängern ist, lässt sich nicht so genau feststellen. „Wir wollen ja keine Stigmatisierung“ betont Ute Balkenohl und weist auf Studien hin, die belegen, dass das musikalische Erinnerungsvermögen bei Demenz erst sehr spät beeinträchtigt wird. Mit einfachen Methoden nehmen die Chorleiterin wie auch der gemeinsame Gesang alle Mitwirkenden hinein in ein sehr gelungenes Experiment.

Wer weiß: vielleicht sind die Sängerinnen und Sänger aus Arnsberg demnächst ähnlich bekannt wie der Seniorenchor aus Massachusetts, der Säle zum Kochen bringt und der durch den Film „Young at Heart“ auch hierzulande große Aufmerksamkeit erfahren hat?

cev