Das Problem ist aber, dass der Bekanntheitsgrad dieser Angebote zu gering ist, sowohl in der Bevölkerung als auch in den Fachkreisen. Jeder, der ein Angebot zum Thema Demenz hat, handelt und plant ohne Abstimmung untereinander.
Krefeld: Projektverlauf bis Ende Februar 2011
Mit Zwischenberichten geben die Projekte Einblick in ihre praktischen Arbeitsschritte. Nachfolgend ein Auszug vom März 2011:
Bisherige Aktivitäten
Mai/Juni 2010 Lesewerkstatt
Im Rahmen des Projekts Heimat haben in Kooperation mit der Fachklinik Königshof drei Lesungen zum Thema Heimat stattgefunden. Unterschiedliche Vortragende, die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt KR, die Herbstzeitmimen, die Schriftstellerin Liesel Willems lasen im Klinikgarten bzw. der Cafeteria der Klinik Königshof vor Patienten, Klinikpersonal und Gästen.
21.9. bis 1.10.2010 Kunstausstellung Sichtwechsel
bestehend aus drei Modulen:
1. Fotoausstellung „Augenblick“
Künstlerische Auseinandersetzung des Fotografen Christoph Bünten zum Thema „Würde im Alter“ durch Präsentation großformatiger Schwarz-Weiß-Portrait-Fotografien.
2. Bilderausstellung Kunsttherapie und Demenz
Bilder von dementiell veränderten Menschen. Darstellung des Entstehungsprozess.
Leitung Marita Baums
3. Generationsübergreifendes Demenz-Kunstprojekt
Jugendliche und Menschen mit Demenz stellten gemeinsam entstandene Bilder aus. Zusätzlich von Vortrag begleitet. Leitung Dirk Bahnen und Renate Wiemes
Öffnungszeiten der Ausstellung: Di-Fr 10-12 Uhr und 15-18.00 Uhr
Während der Ausstellungswochen Durchführung der Aktionstage und Angebote.
21.9.2010 Eröffnung
Vorstellung der Aktionstage Erinnern Vergessen mit den unterschiedlichen Aktionen und Eröffnung der Ausstellung Sichtwechsel.
Ablauf
Auftakt und Begleitung zwischen Reden und Vorträgen durch Musikdarbietungen vierer Schüler der städtischen Musikschule.
Begrüßung durch Jochen Hochkamer, Paritätischer Wohlfahrtsverband, mit Bericht über Zustandekommen des Projekts, Vorstellung der Beteiligten sowie Klärung des Leitgedankens Living Diversity.
Allgemeine Ausstellungsvorstellung durch Diplom-Psychologin Judith Faust mit Erläuterung des Titels „Sichtwechsel“, Vorstellung des ersten Ausstellungsmoduls „Fotoausstellung“.
Vorstellung des zweiten Ausstellungsmoduls „Kunsttherapie“ durch Marita Baums.
Vorstellung des dritten Ausstellungsmoduls „Generations-übergreifendes Kunstprojekt“ durch die Teilnehmer selbst: Eine Schülergruppe und eine von Demenz betroffene Dame sowie die Leiter des Projektes, Renate Wiemes und Dirk Bahnen. Letztere referierten über ihre Erfahrungen während des Arbeitsprozesses und stellten die gelungene Mitarbeit jüngerer Menschen in den Vordergrund.
Zum Ausklang trat das Duo Furiosef, mit einer Symbiose aus Kabarett, Klamauk, Jazz, Folk, Welt- und Volksmusik auf. Virtuos, zum Beispiel durch die Neuinterpretation von Volksliedern in unterschiedlichen Musikstilen, sprachen sie Menschen jeden Alters und unterschiedlichsten Vorlieben an.
Es folgte eine freie Ausstellungsbesichtigung in lockerer Atmosphäre mit weiteren, sich aus Situationen ergebenen Gesprächen, Erklärungen, und Diskussionen zwischen Machern und Betrachtern, mit Interessierten, Betroffenen und Fachleuten.
23.9.2010 Vorträge und handlungsorientierte Angebote
1. Vortrag „Ohne Titel“
Fachliche Aufklärung über dementielle Veränderungen und Sicht auf den schöpferischen Aspekt der Demenz. Der Vortrag fand in atmosphärisch wohnlichem Raum, beamergestützt, statt, die Referenten bezogen die Zuhörer in ein intensives Gespräch ein.
Dirk Bahnen, Marita Baums
2. Inklusive Angebote
a) Kommunikationsort Tonland
Handlungsorientiertes Angebot mit Ton
Eva Roux
Durch gemeinsames Modellieren mit Ton entstand eine Tonlandschaft. Sensorik, schöpferische Energie und Phantasie sowie Kommunikation wurden angesprochen.
b) Reliefarbeit
Handlungsorientiertes Angebot mit Gips
Petra Sturm
Die haptische Arbeit mit bekannten Gegenständen weckte Erinnerungen, das Erlebnis des Abdrückens in Gips sprach sensorische Reize an. Das Herstellen neuer Gegenstände motivierte zu künstlerischer Umsetzung.
26.9.2010 Aktionstag | Programmablauf:
1. Begrüßung durch Jochen Hochkamer
2. Singkreis Wilmendyk
3. Rede der Bürgermeisterin Meincke mit aus eigener Betroffenheit formuliertem Appell, die Fülle des gelebten Augenblicks zu schätzen.
4. Singkreis Netzwerk Fischeln
5. Seniorentheater Herbstzeitmimen
Über den Tag verteilt präsentierte das Seniorentheater vier verschiedene szenische Kurzstücke an flexiblen Orten im Gebäude zu selbsttätig gewählten und erarbeiteten Themen.
6. Theateraufführung Vergissmeinicht, Dramaturg Joachim Henn
Theaterproduktion zum Thema Demenz. Im Stück wurde das Anliegen einer differenzierten Sicht auf dementiell veränderte Menschen zu entwickeln thematisiert und über die künstlerische Auseinandersetzung hinaus, die Themen einer gesellschaftlichen Solidarität diskutiert. Das Stück ist überraschend, schräg, beängstigend, aber auch komisch und schrill und zeigt die verschiedenen Aspekte einer dementiell veränderten Persönlichkeit im spontanen Rollentausch der Akteure.
Im Anschluss an das Stück folgte eine Diskussion mit dem Publikum.
7. Betreuungsangebot durch Fachseminar für Altenpflege
mit Sitztanzangebot
8. Infostände der Stadt und der Verbände
Vorsorgevollmachten
Rechtliche Betreuung
Beschäftigungsangebot
Betreuung
Infos zu Einrichtungen
9. Ausstellung zu ergotherapeutischen Maßnahmen mit praktischen Beispielen
Anregungen für Angehörige zur Umsetzung ergotherapeutischer Maßnahmen im Alltagsleben
Mobiler Wagen „Snoezelen“
Erfahrungsaustausch
10. Catering mit Fingerfood
Kurzer Vortrag über Esskultur unter dem Aspekt der Erfahrungen mit dementiell erkrankten Menschen
28.9.2010 Vorträge und handlungsorientierte Angebote
1. Vortrag „Ohne Titel“ (s.o.)
2. Inklusive Angebote
a) Kommunikationsort Tonland
Handlungsorientiertes Angebot
Eva Roux
b) Reliefarbeit
Handlungsorientiertes Angebot
Petra Sturm
1.10.2010 Tanztee
Inklusives Angebot mit Livemusik von Senioren, Kaffee und Kuchen sowie Aktionen des Fachseminars für Altenpflege. Das gesamte Team der AG Erinnern Vergessen empfing und betreute während des gesamten Tages eine bunte Mischung meist älterer, vor allen vieler dementer Besucher, die zu diesem Anlass extra per Shuttles aus den Altenheimen anreisten, aber auch tanzinteressierte Paare aus der Nachbarschaft und dem näheren städtischen Umfeld.
Aktuell
Herbstzeitmimen
Entwicklung des Theaterstücks Unterwegs
Das Seniorentheater Herbstzeitmimen probte seit Oktober unter Leitung der Theaterpädagogin Mayra Capovilla. „Unterwegs“, das Stück, das mit der ehemaligen Dozentin Melanie Meyer entwickelt wurde, hatte am 13. März 2011 auf der Bühne des Werkhaus Premiere. Anschließend gab es bei Kaffee und Kuchen einen regen Austausch unter Publikum und Darstellern.
Herbstzeitmimen, „Unterwegs“
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen, und wenn’s schiefgeht, erst recht. Eine größere technische Störung bei der Bahn (sowas soll ja vorkommen) sorgt für eine längere Reise-Unterbrechung und die Kellnerinnen im “Wartesaal des Lebens” bekommen unerwartet viel zu tun.
Die zufälligen Begegnungen werden zu einem bunten Kaleidoskop heiterer Szenen rund um das Reisen, mit mehr oder weniger bekannten Texten von Otto Reutter, Eugen Roth und vielen Anderen.
Es spielen:
Sabine Block, Rena Buse, Regina Hellmann, Helga Krumkamp, Sabine Leendertz, Hannelore Lembeck, Ilona Mertens, Ulrich Rubin, Wulf Strater
Theaterlabor
Informationen zum Theaterlabor März 2011
Der Laborgedanke, das freie prozessorientierte Arbeiten als grundsätzlich demokratisches Konzept auf Augenhöhe, beschreibt die wesentliche Struktur des Miteinanders während der Projektphase.
Die Teilnehmerakquise führte bis jetzt zu einer Gruppenzusammensetzung aus dementiell veränderten Menschen, Schülern des Fachseminars für Altenpflege, Projektinteressierten und den Initiatoren selber.
Das Labor findet als14tägiges Angebot statt. Der Probeort ist das Werkhaus, Blücherstr. 11-13, 47799 Krefeld.
Das Arbeitsziel ist die Initiierung und dauerhafte Entwicklung einer inklusiven Theatergruppe. Wir wünschen uns eine beispielhafte Fallstudie zur inklusiven Arbeit mit dementiell veränderten Menschen.
Nicole Ritter wird, als Laborleiterin, den Rahmen vorgeben und die künstlerische Leitung übernehmen. Sie wird sich auf die Persönlichkeiten und Möglichkeiten der Teilnehmer einlassen.
Dirk Bahnen, in Projektarbeit mit dementiell veränderten Menschen erfahren, wird die Laborarbeit unterstützen.
Zusätzlich ist avisiert, den Arbeitsprozess filmisch aufzuzeichnen und zu einem Dokumentarfilm zu verarbeiten.
Nach erfolgreichen Vorgesprächen signalisierte der Filmregisseur Bodo Beuchel die Arbeit zu dokumentieren. In seinen Filmen „Demenz - der schwere Abschied – Aufklärung, Rat und Trost für Angehörige“, „Projekt Wohngemeinschaft Demenz, andere Wege des Lebens“ oder bei Dreharbeiten im AWO-Seniorenzentrum mit Angehörigen und Bewohnern sowie den Lehrfilm über das Konzept der Hausgemeinschaften einer Senioreneinrichtung (St.-Lucia, CBT Wesseling) hat er bereits mit dementen Menschen gearbeitet.
Infotext zur örtlichen Teilnehmergewinnung in Selbsthilfegruppen und bei Schülern des Altenpflegeseminars der Diakonie
Teilnehmer/Darsteller
Es nehmen Menschen jeden Alters teil, die Lust haben, Theater zu spielen. Im Theaterlabor wird mit dementen Teilnehmern zusammengearbeitet. Die Laborleiterin Nicole Ritter gibt den Rahmen vor und übernimmt die künstlerische Leitung.
Projektbeschreibung Theaterlabor Da-Sein
gefördert von der Bosch-Stiftung
Das Theaterlabor ist ein Baustein der Reihe „Da-Sein“ zum Thema „Demenz". Die Reihe für dementiell veränderte Menschen, deren Angehörige, Multiplikatoren aus unterschiedlichen Fachbereichen sowie für die breite Öffentlichkeit der Region Krefeld beleuchtet die Grundthematik aus verschiedenen Perspektiven und trägt sie in die Öffentlichkeit. Sie erreicht die Menschen über den Weg der Kunst durch Berührung, klärt auf und macht für Demenz im nahen Lebensumfeld aufmerksam. Menschen verschiedener Funktionen, Belange und Motivationen partizipieren aktiv und passiv, die strukturelle Vernetzung von Multiplikatoren und Betroffenen wird gepflegt.
Das Theaterlabor liefert Inspiration, in dem spielinteressierte Menschen mit und ohne dementielle Veränderung zusammenarbeiten. Geprägt ist das Konzept von der Überzeugung, dass es gilt, neue, kreative Wege zu beschreiten und einen Wechsel der Perspektiven vorzunehmen: Demenz dabei nicht nur als Last und Krankheit zu sehen, sondern als selbstverständlichen Teil unserer Gesellschaft. Demenz als besondere Lebenssituation, sollte in der alltäglichen Peripherie unserer Wahrnehmung stehen.
Besonderheit: Der Filmregisseur Bodo Beuchel wird die Zusammenarbeit dokumentieren. Er möchte mit seinem Film/Fernsehbeitrag eine breite Öffentlichkeit erreichen.
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