Die Akteure, die Menschen mit Demenz im alltäglichen Leben begegnen, müssen noch viel offener werden, um das Ziel einer demenzfreundlichen Kommune zu erreichen. Das wird vermutlich zunächst nur kleinräumig mit konkreter Ansprache einzelner Akteure erreicht werden können. [...] die Enttabuisierung muss eher mit konkreten Beispielen und Angeboten im Stadtteil beginnen.
Wilhelmshaven: Projektverlauf bis März 2011
Unser Projekt „Menschen mit Demenz begegnen“ hat sich anders entwickelt, als wir erwarteten und planten:
Relativ schnell ließ sich unser Mehrgenerationenhaus, das gleichzeitig kirchliches Gemeindehaus ist, als Begegnungsort von Demenzkranken und anderen Besuchern entwickeln. Es gibt inzwischen viele spontane oder auch organisierte Begegnungen und einen ungezwungenen Umgang miteinander. Der Mittagstisch des MGH wird auch von Demenzkranken gern genutzt.
Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, mit unseren Betreuungsgruppen andere Orte aufzusuchen, z.B. den Wochenmarkt, die Strandpromenade, ein Kegelzentrum, den Botanischen Garten.
Unsere Hoffnung, weitere Begegnungsorte bei Vereinen, Kirchen oder Wohlfahrtsverbänden zu initiieren, hat sich bis jetzt nicht erfüllt. Das kann daran liegen, dass besonders die Verantwortlichen in Vereinen und Kirchen die Begegnung mit Demenzkranken für eine zusätzliche, schwierige Aufgabe halten, der sie sich nicht gewachsen fühlen oder die sie für nicht passend in ihrer Einrichtung halten. Hier ist noch wesentlich mehr Aufklärung und Beratung nötig!
Das Jugendprojekt verläuft sehr erfreulich: Schülerinnen der AG eines Gymnasiums befassten sich mit dem Thema und halten inzwischen Kontakt zu den Teilnehmer/innen unserer Betreuungsgruppen. Die Jugendgerichtshilfe schickt inzwischen geeignete Jugendliche zur Ableistung von Sozialstunden. Die Evangelische Jugend befasst sich in Theorie und Praxis mit dem Thema Demenz und hält konkret Kontakt.
Workshops und Vorträge haben wie geplant stattgefunden, darunter mit Berufsgruppen wie Geistliche und Religionspädagog/innen, Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Notfallseelsorger. Geplant ist eine Veranstaltung mit Bus- und Taxifahrern.
Unerwartet schwierig und langwierig war die Erstellung der sog. Kartographie, einer Broschüre mit möglichst allen Anbietern oder auch Netzwerken zum Thema Demenz. Sie wird erst jetzt fertig! Wir konnten uns nicht vorstellen, dass die Bereitschaft, Auskunft zu geben und mitzumachen, so gering sein würde. Netzwerke scheint es (noch) nicht zu geben.
Das Erscheinen der Broschüre, hoffentlich im Mai, mag Anstösse dazu geben. Planung: weitere Schulungen von Ehrenamtlichen für die Betreuung und Begleitung von Demenzkranken; Beratung von Angehörigen; ein Wochenendseminar der Evangelischen Jugend zum Thema Alten und Demenz; ein Filmangebot (Small World) für die breite Öffentlichkeit und für Schüler/innen der Sekundarstufe 2; voraussichtlich eine Ausstellung mit selbstgemalten Bildern von Demenzkranken.
Das Projekt hat den Anstoß gegeben zur Entwicklung von Gottesdiensten für Demenzkranke und ihre Angehörigen. Daraus ist das Buch „Für den Augenblick“ entstanden, das im März im Verlag Vandenhoeck&Ruprecht erschien.
- Anmelden um Kommentare zu schreiben