Stuttgart: Aktivitäten 2011

Neben den laufenden Aktivitäten in den Arbeitsgruppen "Stadtteilarbeit" und "Leben, Wohnen, Pflegen" sowie im Beirat des Netzwerks stehen der Aufbau des Projekts "Demenzlotsen", ein Candle Light Dinner für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sowie eine Aktionswoche unter dem Motto "Konfetti im Kopf" im Stadtteil Feuerbach im Mittelpunkt.

Die Absicht unserer Netzwerkinitiative war es, Veranstaltungsreihen und Aktionen noch im Lauf des Jahres 2011 in weiteren Stadtteilen durchzuführen. Durch die Zusammenarbeit in der AG Stadtteilarbeit (siehe Aktivitäten 2010) wurde hierfür auch der Boden bereitet. Jedoch zeigte sich, dass entsprechende Planungen (Stadtteile im Fildergebiet und Cannstatt) erst in 2012 zur Umsetzung kommen können. Unabhängig davon blieben jedoch die Akteure in den Stadtgebieten West und Feuerbach, wo bereits 2009 und 2010 erste Aktivitäten stattfanden, nachhaltig aktiv. So wurde in Stuttgart-West das Projekte "Demenzlotsen" entwickelt und in Feuerbach eine vielfältige Aktionswoche unter dem Motto "Konfetti im Kopf" durchgeführt.

Demenzlotsen in Stuttgart-West
Als Ergebnis einer Worldcafé-Veranstaltung in Stuttgart-West im Frühjahr 2010 mit Bürgern aus dem Stadtteil erwies sich ein verständnisvoller Umgang mit Demenzkranken im Stadtteil an öffentlichen Orten wie bei der Bank, in der Apotheke, im Einkaufsladen usw. als wichtiges Thema und Bedürfnis. In Augsburg verfolgt ein Projekt mit ehrenamtlichen "Demenzpaten" seit einigen Jahren unter anderem dieses Ziel. Nach Aufklärung durch dortige Projektmitarbeiter entschlossen wir uns, ein ähnliches Projekt in kleinerem Rahmen für den Stadtteil zu beginnen. Wir entschieden uns für den Namen "Demenzlotsen" für unser Projekt, da wir ihn für passender hielten. Mit Faltblatt, einem öffentlichen Informationsabend und Unterstützung der Presse warben wir um Interessenten für die Tätigkeit. Es fanden sich sieben Personen, von denen drei bereits in der Betreuung Demenzkranker freiwillig aktiv waren. Weitere waren zurückliegend oder noch aktuell als Angehörige selbst betroffen. In einer 25-stündigen Schulung erfahren die künftigen Demenzlotsen Vieles rund um das Thema. Ihre Hauptaufgabe soll es sein, an Stellen, an denen Menschen mit Demenz im täglichen Leben anzutreffen sind und wo sie bestimmte Erledigungen machen, Informationen zu verteilen und zum Umgang mit demenzkranken Menschen aufzuklären. Um den Lotsen den Zugang zu diesen Stellen zu erleichtern, versucht die Arbeitsgruppe mit Hilfe der Bezirksverwaltung  Vertreter vom Einzelhandel, Apotheken, Banken und anderen Institutionen zu einem Strategiegespräch einzuladen.

Candle Light Dinner für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen



Am 18.10. ab 17.30 Uhr wurden nach längerer Vorbereitung 14 demenzkranke Menschen und 11 Angehörige in eine gutbürgerliche Gaststätte zu einem gemütlichen Abendessen mit Kerzenlicht und dezenter Klavierbegleitung eingeladen. Einige der Betroffenen wurden von Mitarbeitern oder ehrenamtlich Tätigen begleitet. Zudem übernahmen diese auch das Abholen und Heimbringen mit dem PKW für die Hälfte der Eingeladenen. Insgesamt nahmen so 36 Personen an dem festlich umrahmten Abendessen teil.
Ziel der Veranstaltung war es, den Teilnehmern einen entspannten Abend im geselligen Rahmen zu ermöglichen. Für die pflegenden Angehörigen ist der Alltag mit vielerlei Anspannung verbunden. Eine Teilnahme am gesellschaftlichen oder kulturellen Leben ist kaum mehr möglich. Besonders der gemeinsame Besuch eines Restaurants ist mit Schwierigkeiten verbunden, die die Angehörigen oft meiden.
Der Abend war für alle Beteiligten ein voller Erfolg. Die strahlenden Augen der Demenzbetroffenen, die sich durch ein Drei-Gänge-Menü verwöhnen lassen durften, brachten dies klar zum Ausdruck. Ebenso konnten ihre Angehörigen den Abend genießen und sich angeregt mit anderen unterhalten. Es war für alles gesorgt und auch, dass ein schwer erkrankter Teilnehmer das Essen gereicht bekam und danach ständig zwischen den Tischen auf und ab ging, störte in dem Rahmen niemanden. Gute drei Stunden hielten alle gut in der sowohl anregenden als auch entspannten Atmosphäre durch ohne merkbare Anzeichen entstehender Unruhe oder Müdigkeit. Wir waren alle erstaunt und genossen den Abend.

Aktionswoche unter dem Motto "Konfetti im Kopf" in Stuttgart-Feuerbach

Heimleitung und Mitarbeiter des Richard-Bürger-Heims in Feuerbach bereiteten zusammen mit dem Fotographen Michael Hagedorn von der Initiative "Konfetti im Kopf" ein buntes Programm mit über 25 Einzelaktionen vielfach im öffentlichen Raum im Stadtzentrum von Feuerbach vor. Der Auftakt fand im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes in der Lutherkirche statt. Neben einer Fotoausstellung mit ansprechenden Bildern zum Thema Demenz waren Clowns und Schauspieler auf der Straße aktiv. Dazu kamen Veranstaltungen wie ein Kunstworkshop für und mit Menschen mit Demenz, Laternelaufen von Kindern, eine Musikmarathonveranstaltung, eine Theatervorstellung, ein Tanzcafé für pflegebedürftige Menschen, Lesungen für Kinder und Erwachsene, Filmvorführungen und Weiteres. Hervorzuheben ist noch das große Engagement von vielen Schülern der Schauspielschule Live act Akademie in Stuttgart. Sie zeigten täglich kleine tänzerische und schauspielerische Aktionen auf der Straße und dokumentierten zudem eingehend einen Großteil der Aktivitäten filmisch ebenso wie durch ansprechend geschriebene Berichte zu den einzelnen Tagen.
Diese Berichte sowie Filmclips zu den Tagen sind über den Link der Akademie zu finden. Weitere Fotos und Texte zur Aktionswoche sind auf der Internetseite von "Konfetti im Kopf" zu sehen.

Filmclips und Tagesberichte:
http://news.liveact-akademie.com/?p=1145
http://news.liveact-akademie.com/?p=1155
http://news.liveact-akademie.com/?p=1159
http://news.liveact-akademie.com/?p=1174
http://news.liveact-akademie.com/?p=1181
Fotos:
http://www.konfetti-im-kopf.de/standorte/stuttgart.html



Die Aktionen wurden von allen Teilnehmenden und Interessierten sehr positiv aufgenommen. Es wurde ermöglicht, das vielfach negativ assoziierte Thema Demenz auf bunte und lebensbejahende Weise in der Öffentlichkeit zu vermitteln. Insbesondere auch die Vielzahl der Beteiligten an den Aktionen erhielten intensive Einblicke wie etwa die Schüler der Schauspielschule. Eine erste nachhaltige Auswirkung der Aktionswoche ist eine geplante Weiterführung des Tanzcafés und eventuell weitere Kooperationen mit der Schauspielschule.
Aufgrund der sehr kurzen Vorbereitungszeit kam es bei der Durchführung zu organisatorischen Engpässen, und die örtlichen Medien nahmen die Ankündigung der Aktionswoche leider kaum auf. Ohne diese Einschränkungen wäre der Erfolg vermutlich noch deutlich größer gewesen.



Fachtag "Demenzkranke Patientinnen und Patienten im Allgemeinkrankenhaus" am 29.11.11
In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Demenz führt das Forum Gesunde Stadt mit Beteiligung von Fachleuten aus Klinken diese Veranstaltung am 29.11.11 im Stuttgarter Rathaus durch. Die Betreuung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus ist mit vielfältigen Schwierigkeiten verbunden und nicht selten problematisch. Die Tagung soll ein Auftakt sein und Impulse zu geben.