Die Akteure, die Menschen mit Demenz im alltäglichen Leben begegnen, müssen noch viel offener werden, um das Ziel einer demenzfreundlichen Kommune zu erreichen. Das wird vermutlich zunächst nur kleinräumig mit konkreter Ansprache einzelner Akteure erreicht werden können. [...] die Enttabuisierung muss eher mit konkreten Beispielen und Angeboten im Stadtteil beginnen.
Kloster Lehnin 2: Projektverlauf und Abschlussbetrachtungen
Projektverlauf ab März 2014
Das Highlight „David Sieveking“ wird in der Projektgruppe begeistert aufgenommen. Da auch noch Gelder für Referenten und Materialien offen sind, ist diese Veranstaltung möglich und eine tolle Verknüpfung von Schulprojekt und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Demenz.
Mit Plakaten und über die regionale Presse wird für die Veranstaltung und das Schulprojekt geworben. Am 23. Mai 2014 ist es soweit, David Sieveking zeigt seinen Dokumentarfilm in der Mensa der Schule. Es sind ungefähr 60 Schüler anwesend und 10 Bürger aus Kloster Lehnin. Nach dem Film kommen die Anwesenden mit dem Autor ins Gespräch. Es zeigt sich, dass einige Schüler über die Großeltern bereits Demenz in der Familie kennen. Der Austausch mit David Sieveking wird teilweise sehr emotional. Wieder zeigt sich, es ist richtig mit dieser Thematik bereits an Schüler heranzutreten. Nur so können sich Veränderungen in der Gesellschaft festigen.
Film und Gespräch sind ein echter Höhepunkt des Projektes. Im Anschluss werden noch 20 Exemplare des Buches zum Film signiert. Diese Bücher werden bei der Zeugnisausgabe als besonderes Dankeschön an Schüler verteilt.
Im April 2014 werden alle Inhalte der Broschüre in der Projektgruppe zusammengeführt. Nach mehreren Abstimmungen mit allen Kooperationspartnern, werden die digitalisierten Bilder und Texte der Druckerei für die Erstellung eines Entwurfes zur Verfügung gestellt. Nach der Freigabe beginnt der Druck von 5000 Exemplaren der Broschüre. Die Projektzeit soll jetzt noch einen feierlichen Abschluss erfahren. Zur Abschlussveranstaltung am 26. Juni 2014 kommen Vertreter der Kommune, Vertreter des Landkreises, Lehrer, Schüler, Bewohner und Mitarbeiter der Einrichtungen zusammen. Mit Fotoimpressionen aus den verschiedenen Veranstaltungen des Projektzeitraumes, Ansprachen von Bürgermeister, Schulleitung und Projektkoordinatorin wird auf die verschiedenen Entwicklungen im Projekt zurückgeblickt. Es folgt eine symbolische Übergabe der fertigen Broschüren an die Gemeinde und den Landkreis.
Die Veranstaltung ist gleichzeitig auch Raum für Danksagungen an Schüler, Lehrer und die unterstützenden Mitarbeiter der Ganztagskurse. Die Presse würdigt diese Veranstaltung mit einem Artikel in der regionalen Zeitung. Ein gelungener Abschluss für das Projekt „Geschichten vom Vergessen“.
Ganztagskurse
Im Verlauf der Ganztagskurse kristallisierten sich die wirklich interessierten Jugendlichen über die Zeit heraus. Ein paar Schüler stellten fest, dass sie die Kontaktaufnahme mit Menschen mit Demenz überfordert. Große Herausforderungen brachte die Anfangszeit des Kurses – nach der 7. Unterrichtsstunde mit sich. Manche Schüler mussten sich sehr motivieren, noch Zeit in der Einrichtung zu verbringen. Auf der anderen Seite wechselten andere interessierte Schüler in diesen Kurs. Die Anzahl pendelte sich insgesamt bei 12 Teilnehmern ein. Bei Veranstaltungen, die etwas mehr Zeit in Anspruch nahmen, wie das Pizzabacken, blieben einige der Schüler sogar länger vor Ort. Je nachdem, wie die einzelnen Jugendlichen ihre anfängliche Scheu im Umgang mit älteren Menschen überwanden, so öffneten sie sich im wöchentlichen Beisammensein und so unterschiedlich war auch die Intensität der Kontakte. Es wurde deutlich, eine enge Begleitung der Schüler und Anregungen von erfahrenen Mitarbeitern sind sehr wichtig.
Die Schüler werden in ihrer sozialen Entwicklung gestärkt und es kann nach und nach in Bezug auf den Umgang mit Alter und Demenz ein Umdenken einsetzen. Es stellt sich als gute Idee heraus, die für andere Kommunen durchaus zur Nachahmung empfohlen ist.
Abschlussbetrachtungen
Es ist im Projekt gelungen, bei Schülern eine Auseinandersetzung mit dem Thema Demenz anzuregen. Der persönliche Kontakt und die persönliche Darstellung von Menschen mit Demenz z.B. im Film „Vergiss mein nicht“, machten den Begriff „Demenz“ erfahrbar. Die Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen wurden für viele Schüler sichtbar. Die Kinder und Jugendlichen haben auf verschiedenen Wegen ihr Wissen erweitert.
Kleine Schritte auf dem Weg zu einem anderen Umgang mit Menschen mit Demenz und auf dem Weg in der demenzfreundlichen Kommune sind gemacht. Über den Ganztagsunterricht konnten 2 Kurse eingerichtet werden, die regelmäßig die Senioreneinrichtung Lietzmann und das Lothar-Kreyssig-Haus besuchten. Hier konnten persönliche Kontakte zu den Senioren aufgebaut werden. Eine bereichernde Erfahrung für die Bewohner der Einrichtungen und die Schüler. Vor allem die Regelmäßigkeit, ist dabei als positiv zu sehen.
Als Ergebnis des Projektes ist eine 64 seitige Broschüre entstanden, Schüler haben sich auf künstlerische Weise mit Demenz und dem Alter auseinandergesetzt. Im Landkreis und der Kommune wird damit die Öffentlichkeitsarbeit zur Unterstützung von Menschen mit Demenz bereichert.
Das Projekt hat gezeigt, dass Kinder und Jugendliche sehr wohl in der Lage sind, sich mit dem Thema Demenz auseinanderzusetzen. Viele der Schüler konnten über eigene Erfahrungen aus ihren Familien berichten. Für ein Umdenken in der Gesellschaft ist es sehr wichtig, die kommenden Generationen einzubinden. Soziale Kompetenzen müssen geübt werden und das nicht nur theoretisch. Schöne Momente im Projekt waren immer wieder die Veranstaltungen, bei denen Schüler Fragen stellen konnten.
Schüler trauen sich persönliche Dinge zu erfragen und sie haben eine sehr detailreiche Sicht auf bestimmte Dinge. Im Gegensatz zu manchem Erwachsenen sind sie ganz unvoreingenommen.
Die Verbindung zwischen den Projektpartnern: Schule und Evangelisches Diakonissenhaus, wurden im Projektzeitraum weiter vertieft und ausgebaut. Sie bleibt über den Projektzeitraum durch die Fortsetzung von Ganztagsangeboten in der Altenhilfeeinrichtung bestehen.
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