[Der Erfolg des Projekts ist daran erkennbar, dass] ...das Thema Demenz [...] in der Öffentlichkeit wahrgenommen und [...] darüber gesprochen [wird].
Köln: Projektverlauf bis März 2014
Zwischenberichte geben Einblick in die praktischen Arbeitsschritte. Nachfolgend ein Auszug vom März 2014:
Der erste große Projektbaustein seit der letzten Berichtslegung war die Durchführung von 2 x 2 Schulungstagen in den Projektgemeinden. In der kath. Kirchengemeinde „Heilige Familie“ fand am 14.9. und 5.10.2013, in der ev. Gemeinde am 28.9. und 26.10.2013 von 9.30-16.30 Uhr eine rege besuchte offene Schulungsveranstaltung statt. Besucht wurde diese in beiden Kirchengemeinden von 18 -20 Personen, die sich sowohl aus haupt-, ehren- und nebenamtlichen Mitarbeitenden der Kirchengemeinden, als auch dortigen Angehörigen von Menschen mit einer Demenz zusammensetzten. Diese Mischung ermöglichte einen lebhaften „Wirklichkeitsabgleich“, bei dem deutlich spürbar wurde, wie wichtig es ist, über Bedürfnisse und Bedarfe, Ängste und Nöte von Menschen mit – und ohne! – Demenz in einen offenen Austausch zu kommen. Und dass bestehende Angebote in den Gemeinden noch lange nicht allen Gemeindegliedern bekannt sein müssen (die Frage, woher weiß ich als Mensch mit Demenz bzw. Angehöriger, dass ich vor Ort willkommen bin, führte zu regen Diskussionen)!
Aus Sicht der Teilnehmer waren neben den Prozess- und Diskursqualitäten besonders die hohe Dichte und Qualität der Referenten ausschlaggebend für den Erfolg der Veranstaltung. Für die Themen 1. Medizinische Grundlagen (Fr. Dr. Reupke), 2. Kommunikation und Begegnung (Fr. Becht), 3. Spiritualität von Menschen mit Demenz (Fr. Döhner), 4. Netzwerke und Hilfsangebote vor Ort (Fr. Steimel, Hr. Besta) haben wir auch mit einem kleinen Budget Referenten gewinnen können, die neben einer hohen Fachlichkeit und Praxiserfahrung durch methodisch-didaktische Vielfalt motivieren und ermächtigen konnten. Auf Wunsch der Teilnehmer hat es ca. 6 Wochen nach Ende der Schulung in beiden Kirchengemeinden ein zusätzliches Angebot in Form eines Austauschabends gegeben, an dem die gemachten Erfahrungen, das vermittelte Wissen und die Frage „Was heißt dies für mich und unsere Kirchengemeinde“ noch einmal mit Abstand reflektiert und ausgetauscht wurden.
Als zweiter Projektbaustein fand in beiden Kirchengemeinden die Vorbereitung und Durchführung des ersten inklusiven Sonntags-Gottesdienstes für Menschen mit und ohne Demenz statt. Vorbereitungsgruppen bestehend aus dem verantwortlichen Priester/ Pastorin, Presbyter, Küster, interessierten Gemeindegliedern, Angehörigen bzw. in der Ev. Gemeinde auch einem Mann mit einer Demenz haben in 3-4 Vorbereitungstreffen begleitet von der Projektkoordinatorin Inhalte, Rahmenbedingungen, Strukturen, Öffentlichkeitsarbeit u.ä. für das Pilotprojekt der ersten gemeinsamen Sonntagsgottesdienste vorbereitet. Überraschend war für alle Beteiligten die unerwartet hohe Resonanz: bei einem durchschnittlich normalen Gottesdienstbesuch von ca. 70-80 Personen kamen zu den Gottesdiensten für Menschen mit und ohne Demenz am 8. Dezember 2013 ca. 120 (kath.) Gottesdienstbesucher, am 19. Januar 2014 waren es 98 (ev.). Sicher war auch ein ordentlicher „Neugierigkeitsfaktor“ (sowohl von Fachleuten aus der ‚Kölner Demenzszene‘ als auch von unterschiedlichen Gemeindegliedern sowie Funktionären der Kirchenebene) dabei, dennoch war sowohl für den kath. Priester als auch die ev. Pastorin auffallend, wie viele zusätzliche Besucher bzw. Angehörige mit ihren – mal mehr und oft auch weniger sichtbaren – demenzerkrankten Eltern/ Partnern in den Gottesdienst kamen, die niemand bisher vom Sehen kannte. Im anschließenden Kirchencafe, an dem in beiden Gemeinden 30 - 40 Personen teilnahmen, stellte sich heraus, dass dies z.T. tatsächlich bisher „unsichtbare“ Gemeindeglieder der jeweiligen Kirchengemeinden waren, z.T. aber auch allerlei Besucher von Nachbargemeinden bzw. Menschen, die aus dem weiteren Stadtgebiet kamen und sonst nach eigener Aussage keinen Mut fänden, mit fortschreitender Erkrankung die jeweiligen Gottesdienste bei sich vor Ort zu besuchen.
Eine erfreuliche Folge der hohen Besucherzahl ist, dass beide Presbyterien in der Zwischenzeit entschieden haben, dass dieses Gottesdienstangebot neben den ausstehenden zweiten Terminen am 25.5. und 20.7.2014 in jedem Fall über den Projektzeitraum hinaus fortgesetzt werden soll. Langfristig schätzen wir, dass es noch ca. 1,5 - 2 Jahre mit jeweils 2 inklusiven Gottesdiensten pro Jahr brauchen wird, bis diese Gottesdienste insofern nicht mehr nötig sind, als dass Menschen mit und ohne Demenz wissen, dass sie an jedem Sonntagmorgen willkommen sind und genug Übung und Selbstverständlichkeit im normalen Miteinander entstanden ist.
Zu den Inhalten und der Gestaltung der Gottesdienste möchte ich an dieser Stelle auf eine Beschreibung verzichten (siehe Presseartikel). Für mich war ein Beispiel für die gelungene Umsetzung, dass nach dem Gottesdienst eine Frau zu einer anderen sagte: „Eigentlich war ja alles wie immer, nur von der Atmosphäre ganz besonders schön. Man hat gar nicht erkannt, wer hier gesund ist und wer krank. Wir waren einfach alle unterschiedliche und doch gemeinsame Gottesdienstbesucher in einem schönen Gottesdienst!“. Halleluja
Ausblick Der Beginn 2014 war vor allem von den Vorbereitungen des dritten Projektbausteins geprägt, der nun kurz vor der Durchführung steht. Nach der Entwicklung einer Handreichung und eines Grob- und Feinkonzepts findet in dieser Woche in der kath. Gemeinde die „Schulung der ehrenamtlichen Besuchsdienstmitarbeiter“ statt, die sich für „Achtsame Geburtstags- und Krankenbesuche bei Menschen mit Demenz“ einsetzt. Es liegen gegenwärtig 22 Anmeldungen vor (die Schulung in der Ev. Gemeinde folgt erst im Mai 2014).
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