Zur "Demenzfreundlichkeit" im Kreis Düren fehlen noch Betreuungsangebote am Wochenende und in der Nacht.
Köln: Eine Schöne Zeit verleben - Netzwerke, Schulungen, Öffentlichkeit
Entwicklung und aktueller Stand des Projektes „Kulturelle Teilhabe für Menschen mit Demenz in Köln“
Eine Schöne Zeit verleben - Netzwerke, Schulungen, Öffentlichkeit
- Im Folgenden gebe ich einen kurzen Abriss des Projektes, wie es sich in den ersten acht Monaten entwickelt hat. Zur größeren Anschaulichkeit verweise ich dabei über Links auf die Internetseiten von www.dementia+art.de , wo viele Ereignisse bereits ausführlich dokumentiert sind. Beigefügt ist zudem eine Reihe von Fotos, die wesentliche Aspekte unserer Arbeit wiedergeben.
Jochen Schmauck-Langer, dementia+art, Oktober 2013
Kulturelle Teilhabe bietet Menschen mit Demenz, ihren Angehörigen und Wegbegleitern die Chance auf mehr Lebensqualität. dementia+art hat sich gemeinsam mit vielen Kulturpartnern aufgemacht, um Möglichkeiten für die Betroffenen zu entwickeln, ungeachtet einer Demenz eine 'Schöne Zeit' zu verleben.
Es macht Sinn, zu Beginn noch einmal die Ausgangssituation in Erinnerung zu rufen, die sich in zwei typischen Beispielen darstellen lässt:
- Eine Angehörige möchte mit ihrem Mann, der an Demenz erkrankt ist, ein Museum besuchen - wie sie es vor der Erkrankung viele Male getan haben.
- Eine Senioreneinrichtung will mit einer Gruppe ihrer Bewohner mit Demenz ein klassisches Konzert besuchen.
In beiden Fällen stellt sich die Frage: Geht das überhaupt? - Unser Pilotprojekt gibt praktikable Antworten dazu.
M Ä R Z - J U N I
VERNETZUNG
Erstes Ziel des Pilotprojekts für den Ballungsraum Köln war die Vernetzung der Bereiche Pflege/Betreuung/Demenz (ambulante u. stationäre Einrichtungen, Selbsthilfegruppen etc.) und Kulturinstitutionen, um Nachfrage und Angebot besser aufeinander abzustimmen. Dem diente zunächst die Organisation der Auftaktveranstaltung des Pilotprojekts als World-Café am 3. 6. 2013.
ALZHEIMERMOZARTLIEBERMANN (>>> Anhang ‚Flyer‘)
Die Veranstaltung wurde vom Zuschnitt her deutlich größer als geplant durch eine Kooperation mit dem
- Demenz-Servicezentrum Köln und das südliche Rheinland und der
- Koordinierungsstelle der Demenz-Servicezentren NRW (in Trägerschaft des KDA)
Die Veranstaltung war mit über 100 Teilnehmern aus ganz NRW ausgebucht. Es gelang, den Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters als Schirmherrn für das Projekt zu gewinnen. Auftaktredner war Professor Gronemeyer von der Aktion Demenz e.V., der über die soziale Dimension von Demenz und alternder Gesellschaft sprach.
Die vielfältigen Eindrücke, Ideen und Diskussionsbeiträge dieses Tages hat Barbara Schütt von dementia+art nach den vorgegebenen Fragestellungen für das ‚World-Café‘ zusammengefasst (>>> Anlage ‚Kick-off‘).
EINE SCHÖNE ZEIT VERLEBEN - DAS KÖLNER MODELL
Bei der Auftaktveranstaltung wurden von dementia+art einige grundlegende Voraussetzungen und Bedingungen für die kulturelle Teilhabe von Menschen mit Demenz unter der Prämisse "Eine Schöne Zeit verleben" vorgestellt: das 'Kölner Modell'. Die Eckpunkte des Kölner Modells stellen einen Entwurf dar, der durch praktische Erfahrungen und innovative Ideen um weitere Aspekte ergänzt werden kann. Sich daran aktiv zu beteiligen: dazu rufen die Unterzeichner ausdrücklich auf!
Unter den vielfältigen Netzwerk-Gesprächen brachten vor allem die mit dem Kölner Museumsdienst, der Kölner Philharmonie und dem WDR Sinfonieorchester eine grundsätzliche Öffnung der betreffenden Institutionen für Menschen mit Demenz im Sinne von Inklusion. Parallel dazu wurden die Angebote in Kooperation mit dementia+art mehr und mehr so gestaltet, dass der Slogan "Eine Schöne Zeit verleben" sich mittlerweile auf maßgeschneiderte Angebote bezieht – und nicht bloße Versprechung ist. (Dem diente auch die Erstellung eines Evaluationsbogens für die Führungen.) Einher geht damit freilich eine - aufwändige - persönliche Anmeldung und BERATUNG, die den besonderen Bedürfnissen des Bereichs Senioren/Pflege/Demenz Rechnung trägt.
DIENSTAG IST MUSEUMSTAG FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ
Das herausfordernde Postulat erwies sich als Glücksgriff: Durch die Erstellung von festen Terminen für Führungen im Stadtmuseum und im Museum Wallraf sowie eine intensive Öffentlichkeitsarbeit im KStA und in der Kölner Rundschau mit dem Ziel damit in deren wöchentliche TERMINE zu kommen, wurde an wirksamer Stelle öffentlich, dass es überhaupt solche Angebote gab. Seither werden die festen und somit planbaren Termine deutlich besser nachgefragt!
J U L I - O K T O B E R
In den folgenden Monaten konnten viele Kontakte aus der Kick-off-Veranstaltung intensiviert werden. Von Bedeutung war auch die Bereitschaft des zentralen Kölner Museumsdienstes (der größten Einrichtung dieser Art in Deutschland), das – von dementia+art betreute - Segment ‚Führungen für Menschen mit Demenz‘ in den städtischen Museen auszubauen und dabei die Prämissen des 'Kölner Modells' zu übernehmen.
Weitere Kulturpartner kamen hinzu:
- Kolumba - 'Museum des Jahres 2013'
- das traditionsreiche Kölner Gürzenich Orchester
- das weltberühmte Museum Ludwig
- Möglichkeiten einer Logistik des Holen, Bringens und Begleitens im familiären Bereich eröffnete uns das Wallraf-Shuttle – ein ‚Museumsmobil‘ von KÖLSCH HÄTZ e.V., mit dem wir kooperierten.
- mit Atelier-KunstRaum e.V. kam ein Kooperationspartner hinzu, der einmal wöchentlich ein Atelier für Menschen mit und ohne Demenz anbietet; das Angebot ist offen und wird von jungen Kunstpädagogen begleitet.
NACHHALTIGKEIT
Obwohl die 'aktive' Phase des Pilotprojekts erst beginnt, haben wir schon viel erreicht. Insofern rückten nun auch Überlegungen zum Aspekt 'Nachhaltigkeit' (Vorbereitung/Nachbereitung von kulturellen Angeboten) in den Vordergrund. Auch wurde eine Handreichung für die ehrenamtliche Kunstbegleitung im Museum erstellt. Andere Überlegungen betrafen die Bedeutung der Demenzphase für die Art der kulturellen Teilhabe. In logischer Konsequenz wurde zunächst für die beliebten Führungen im Kölnischen Stadtmuseum ein Angebot entwickelt für Menschen mit Demenz, die - auch mit Rollstuhl - nicht mehr mobil sind („Museum aus dem Koffer“).
Für 2014 planen wir ein Herunterbrechen der Angebote aus der ‚Hochkultur‘, indem wir für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen beim Theater, beim kreativen Malen/Gestalten, bei Musikworkshops oder tänzerischer Bewegung eine a k t i v e T e i l n a h m e anbieten. Ein Vorbild könnte die britische Organisation Arts4dementia, mit ihren Angeboten für Menschen in einem frühen Stadium von Demenz sein, zu der erste Kontakte bestehen.
KULTURELLE TEILHABE IM LÄNDLICHEN RAUM
Über die Demenz-Servicezentren und einzelne Vereinsmitglieder kam verstärkt die Frage auf nach den Möglichkeiten kultureller Teilhabe in ländlichen Räumen (Bergisches Land). Eine Reihe von kleineren Kommunen/Netzwerken und Senioreneinrichtungen im Ballungsraum von Köln zeigten zudem ein aktives Interesse, sich in Hinsicht auf die Möglichkeiten kultureller Teilhabe für Menschen mit Demenz schwerpunktmäßig zu engagieren und dies als Standortvorteil zu nutzen.
ÖFFENTLICHKEIT
dementia+art konnte das Thema Kulturelle Teilhabe mit seinen Möglichkeiten vielfach einer interessierten Öffentlichkeit darstellen. Dies liegt einerseits an der Aktualität des Themas Demenz mit seinen in der Regel medizinisch-dominierten Schreckensmeldungen. Andrerseits liegt es offenkundig an den besonderen und vielfach innovativen Angeboten, die wir Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen ungeachtet ihrer Einschränkungen durch Krankheit und Hochaltrigkeit machen können und die aufhorchen lassen.
Im Museum Wallraf-Richartz nutzten wir den Tag der Offenen Tür für eine öffentliche Führung über die Angebote für Menschen mit Demenz.
Am NRW-weiten Tag der Begegnung/Inklusion waren wir auf Einladung der Stadt eingeladen, den Bereich Demenz mit zu gestalten. Es kam zu einer Reihe von Begegnungen, auch in Bezug auf Menschen mit Down-Syndrom, die bekanntlich ein weit höheres Risiko haben, an einer Demenz zu erkranken. Im Dezember wird erstmals eine größere Gruppe von Menschen mit Down-Syndrom an dem Konzert für Menschen mit Demenz teilhaben, das wir zusammen mit dem WDR-Sinfonieorchester in der Philharmonie Essen gestalten.
BERICHTE; ARTIKEL; INTERVIEWS
Zeitungen und Rundfunksender greifen in ihren Berichten gerne unseren Ansatz auf - weil es zunächst 'nur' darum geht, für Menschen mit Demenz ein paar Stunden lang eine Schöne Zeit zu ermöglichen: im Kölner Stadtanzeiger // beim Rehacare-Kongress
Aber die Angebote, gleich ob im Bereich Museen, Konzerthäuser, Theater..., sprechen sich auch herum: unser Netzwerk (auch das von 'Mund zu Mund') wird ständig größer.
ERFAHRUNGEN WEITERGEBEN
Von zentraler Bedeutung für unsere Vorstellung von kultureller Teilhabe für Menschen mit Demenz sind Schulungen und Qualifizierungen auf b e i d e n Seiten. Neben einer Schulung und begleitender Supervision für den Kölner Museumsdienst wurden bisher mehrere Qualifizierungen zum 'Kulturbegleiter' durchgeführt. Zielgruppe waren ehrenamtlich und professionell Engagierte im Bereich Pflege/Senioren/Betreuung. In unserer Schulung „Lernen Sie Clärchen Schulz kennen“ werden die theoretischen Voraussetzungen und Bedingungen, aber auch ganz praktisch Museen oder Musikeinrichtungen nahegebracht. Demnächst werden die Teilnehmer selbst die Teilhabe von Menschen mit Demenz an diesen 'Orten der Hochkultur' organisieren und begleiten.
ARBEITSGEMEINSCHAFT KULTURELLE TEILHABE
Unsere Erfahrungen durften wir zudem in die Arbeitsgemeinschaft 'Kulturelle Teilhabe' der NRW-Demenz-Servicezentren einbringen. Hier sind grundsätzliche Empfehlungen für die Akteure im Bereich Pflege/Betreuung/Demenz zu erwarten.
NETZWERKE KULTURELLER TEILHABE IN ANDEREN BALLUNGSRÄUMEN
dementia+art wird seine Erfahrungen als Vermittler zwischen den beiden Bereichen Demenz und Kultur ab dem nächsten Jahr auch an andere Ballungsräume, Kommunen und Netzwerke weitergeben. Wichtig sind uns dabei die Prämissen des 'Kölner Modells'.
STRUKTUREN
dementia+art entwickelt und organisiert nur barrierefreie kulturelle Angebote für Menschen mit Demenz. Dabei orientieren wir uns an den Möglichkeiten der Teilnehmer und richten unsere Kommunikation danach aus. Wichtig sind uns nachhaltige Strukturen, Öffentlichkeit und Planbarkeit der Angebote, weil nur dann ein Ausgleich von Angebot und Nachfrage gelingen kann. Für das letzte Quartal dieses Jahres konnten wir zum ersten Mal unsere KULTURTERMINE für Menschen mit Demenz erstellen, immerhin 16 Seiten, die bequem als PDF-Datei herunterzuladen sind.
Hier macht der Blick auf unsere Ausgangsbeispiele Sinn:
- Eine Angehörige möchte mit ihrem Mann, der an Demenz erkrankt ist, ein Museum besuchen - wie sie es vor der Erkrankung viele Male getan haben.
Sie findet in den KULTURTERMINEN für Köln z. B. Dienstag, 6. August 15 Uhr "Das Alte Köln erleben - eine musikalische Führung durchs Stadtmuseum für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen". Sie meldet sich und ihren Mann unter der angegebenen Telefonnummer an und lässt sich beraten über Barrierefreiheit, Voraussetzungen usf. Ggfs. wird man ihr weitere Informationen zusenden.
- Eine Senioreneinrichtung will mit einer Gruppe ihrer Bewohner mit Demenz ein klassisches Konzert besuchen: In den KULTURTERMINEN sind die großen Konzerttermine (Philharmonie, WDR, Gürzenich) ablesbar, die speziell für Menschen mit Demenz organisiert und angeboten werden.
>>>> Kulturtermine für Menschen mit Demenz
Anhang | Größe |
---|---|
KickOff_Flyer_dementia_und_art.pdf | 189.82 KB |
KickOff_Zusammenfassung_barbara.pdf | 885.86 KB |
Kulturtermine_September bis Dezember_2.pdf | 581.47 KB |
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