[Wichtig ist:] ... Nicht nachlassen, Betroffene ausfindig zu machen und den Angehörigen ebenso zu helfen.
Greifswald: Projektverlauf bis September 2015
Am Anfang stand für uns die Fortführung der vielen öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten zum Abbau des Tabus Demenz, deren Grundlagen wir bereits als Demenzfreundliche Kommune legen konnten. Davon möchten wir auch zukünftig vieles beibehalten. Einiges ist inzwischen auch mit immer weniger Sachkosten, jedoch mit hohem Einsatz von freiwillig Engagierten leistbar.
In der nachfolgenden Zusammenstellung ist besonders das zuletzt genannte Projekt Marktstand hervorhebenswert und vielleicht auch ein Alleinstellungsmerkmal. Es könnte vorbildhaft in vielen Einrichtungen stattfinden und vor allem auch daheim Freude bereiten.
- regelmäßige Gesprächsangebote für Betroffene und deren Angehörige
- monatliche Beratungen unserer Arbeitsgruppe „Leben mit Demenz“
- gute Kooperation mit der Universität Greifswald und dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE HRO/HGW), Dr. Thyria
- Ausbau von Informationsmöglichkeiten durch Aufbau neuer Angehörigengruppen besonders im Schwerpunktbereich Neubaugebiet Schönwalde I
- Aufbau eines Infopoints mit Lotsen für alle Fragen hinsichtlich Hilfen und Unterstützung für Angehörige, auch haushaltsnahe Dienstleistungen
- Gestaltung einer Filmreihe mit dokumentarischen und Spielfilmen zum Thema Demenz
- Weiterführung der Aufklärungskampagnen mit Polizisten und Bankangestellten, sowie Mitarbeitern im Handel
- Nutzung der guten Zusammenarbeit mit der Martinschule/Evangelisches Schulzentrum im Projekt Verantwortung, wo jährlich mehr als 30 SchülerInnen gemeinnützige Tätigkeiten übernehmen, u.a. in einer Tagesstätte für Menschen mit Demenz wöchentlich 1,5 h „Mensch ärgere dich nicht“ spielen (in einem Fall handelte es sich um einen Jungen im Alter von 11 Jahren, der selbst eine geistige Behinderung hat) oder die Tageszeitung vorlesen
- Regelmäßige Wanderangebote, Radfahren, Exkursionen, Kultur- und Kunsttouren, Museumsbesuche für Angehörige und Betroffene in einer „Schutzatmosphäre“ unter Einbeziehung von verständnisvollen Projektleitern und Angestellten
- Große Info-Veranstaltungen in unserem MGH oder im Pommerschen Landesmuseum unter Einbeziehung vieler Kooperationspartner, wie Pflegestützpunkt, Krankenkassen, Gesundheitsamt, Psychosoziale Koordinatoren der Stadt und des Landkreises,
- Tage der besonders offenen Tür in unserem BÜRGERHAFEN
- Regelmäßige Auswertung wissenschaftlicher Beiträge zum Forschungsstand sowie populärwissenschaftlicher Literatur oder Belletristik zum Thema Demenz
- Informationsveranstaltungen mit dem Film „Apfelsinen in Omas Kleiderschrank“ in zahlreichen Schulen durch eine Lehrerin im Ruhestand mit kenntnisreicher Selbsterfahrung auf dem Gebiet der Demenz (eigener Partner bereits verstorben)
- Niedrigschwellige Beratungsangebote für Angehörige durch Experten in eigener Sache
- Kulturelle Angebote in Pflegeeinrichtungen: Vorlesen, Geschichtenerzählen, Musizieren, Singen
Projekt Marktstand Bilder: Privat
- Entwicklung einer vertieften Zusammenarbeit mit Absolventen und Studenten der HS Neubrandenburg auf dem Gebiet der Altenpflege, Gesundheitswissenschaften, Ernährungswissenschaften und daraus resultierend Unterstützung bei der Einführung eines von den Studenten entwickelten Projektes „Marktstand“: Studenten reisen mit Gemüse und Obst an, regen die Betroffenen an, es anzufassen, zu riechen, zu bearbeiten. In einer frischen Atmosphäre durch den einfühlsamen Umgang der jungen Leute mit den Betroffenen entsteht eine gute Dynamik, die die Alten aufblühen lässt. Endlich wieder Möhren putzen, Gurken in zarte Scheiben schneiden, Apfelstücke, Pflaumen entkernen, Salat waschen. Alles ehemals vertrautes Tun – heute wird es fast immer abgenommen. Dabei sind diese Fähigkeiten noch vorhanden, denn sie liegen ja lange zurück und bestehen zumeist sehr oft seit der frühesten Kindheit. Die Studenten bauen inzwischen Mixer auf und erklären, dass aus allem jetzt Säfte hergestellt werden (eigentlich heute Smoothies). Sie werden mit Ölen und Nußcrems angereichert. Alles ist für die Alten von großem Interesse. Sie sind aufmerksam dabei. Dann werden nach wenigen Minuten die ersten Obstbreie zum Kosten angeboten. Sie sind rot, gelb, grün. Schon während des Tuns durfte genascht werden: zuerst eine Erdbeere, dann eine Scheibe Gurke, auch eine Stachelbeere ist reizvoll und die saftigen Pflaumen… Allen macht es sichtbar eine große Freude.
Nach etwa zwei Stunden sagt eine der Absolventinnen: „Und was können wir ihnen noch Gutes tun?“ - „Wiederkommen“ sagt eine bis dahin stille alte Dame.
Wir würden uns freuen, anderen Interessenten einen Kontakt zu den jungen Leuten herstellen zu können, bzw. würden sehr unterstützen, dass ihr Projekt noch populärer würde. (Vielleicht werden sie nun einmal eingeladen. Kontakt über www.buergerhafen.de)
Für Rücksprachen: Dr. Monika Meyer-Klette, Koordinatorin des MGH
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