Was dann in den Gesprächen [mit Angehörigen] aus tiefster Vergangenheit wieder „hochgeholt“ wird und ich dadurch merke, dass es in den Familien immer noch viele unerledigte Dinge gibt, die nie geklärt wurden, beindruckt mich immer wieder.
Berlin-Tempelhof-Schöneberg: Projektverlauf bis April 2011
Mit Zwischenberichten geben die Projekte Einblick in ihre praktischen Arbeitsschritte. Nachfolgend ein Auszug vom März 2011:
Am 15. Oktober 2010 wurde mit dem Werkstattgespräch Glaube und Demenz: Spiritual Care und Demenz in das Thema eingeführt. Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen sind aus den Kreisen und Gemeinschaften der Kirchengemeinden nahezu unbemerkt verschwunden. Dieser Verlust ist in mehrfacher Hinsicht schmerzhaft: Für den Betroffenen, die Gemeindeglieder und das kirchliche Leben. Es ist eine Lücke, die uns nicht bewusst ist – hier zeigt sich die Tragik dieser Erkrankung deutlich.
Wenn die Frage im Raum steht, wie die Lebensbedingungen von Menschen mit Demenz und von ihren Angehörigen nachhaltig verbessert werden können, wie zivilgesellschaftliche Verantwortung aktiviert werden kann, dann sollte auch der Beitrag der Religionsgemeinschaften mit den ihnen eigenen Kompetenzen berücksichtigt werden.
Am 2. Dezember 2010 trafen sich die Interessierten aus dem Schöneberger Kiez, um einen Handlungsrahmen für ein Ehrenamt „Die Goldene Stunde“, d.h. Menschen mit Demenz spirituell zu begleiten, abzustecken. Zugleich zeigte sich, dass eine besondere Schwierigkeit der Begleitung darin besteht, dass viele Religionen und auch Religionslose Tür an Tür leben und hierauf angemessen zu reagieren ist.
Ein weiteres Treffen fand am 19.1.2011 als Dialog der Religionen statt. Gemeinsam wurde von evangelischen und katholischen Christen, Muslimen, Buddhisten und auch Religionslosen über Begegnung mit Menschen mit Demenz und deren spirituelle Begleitung nachgedacht.
Aus den Ergebnissen dieser drei Treffen wurde durch eine Arbeitsgruppe ein Konzept für das Ehrenamt „Die Goldene Stunde“ ausgearbeitet, das als Grundlage für die Ehrenamtsarbeit gelten soll und am 2. März 2011 in den Geriatrisch-Gerontopsychiatrischen Verbund Schöneberg eingebracht werden konnte. In der Folge wurden ein Faltblatt und Ankündigungen entwickelt, um für das neue Ehrenamt zu werben. Am 6. Mai 2011 wird ein erstes Treffen von Interessierten stattfinden. In der Folge sollen in fünf Workshops gemeinsam die Grundlagen für das Ehrenamt erarbeitet und über das Krankheitsbild der Demenz ein gemeinsames Verständnis entwickelt werden.
Parallel wurde mit der Berlin School of Public Health der Charité eine wissenschaftliche Begleitforschung vereinbart. Im Rahmen der Evaluation sollen bestehende Angebote wie Demenzgottesdienste, Alzheimer Tanzcafé und Alzheimer-Salon evaluiert werden. Das Evaluationskonzept umfasst drei Teile: Evaluation der Veranstaltungen, Befragung der Organisatoren, Angehörigen- und Pflegekräftebefragung. Die Erhebungen werden von Mai bis Juli durchgeführt. Bis zum September 2011 sollen die Ergebnisse vorliegen.
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